Ich
werde immer wieder gefragt, welche Einführung in die
Konsumgeschichte ich empfehlen könne. Auf dem Markt sind (in
deutscher Sprache) die Bücher von Heinz-Gerhard Haupt (Konsum und
Handel im 19. und 20. Jahrhundert, Göttingen 2003), Wolfgang König
(Kleine Geschichte der Konsumgesellschaft, Stuttgart 2008) und
Christian Kleinschmidt (Konsumgesellschaft, Göttingen 2008). Eine
Antwort fällt nicht ganz leicht, denn die Bücher setzen
unterschiedliche Schwerpunkte. Das Wichtigste: Von keinem dieser
Bücher würde ich dringend abraten. Alle sind von ausgewiesenen
Fachleuten geschrieben und beruhen auf intimer Kenntnis der Materie.
Allerdings enthält auch keines der Bücher alles das, was in meiner
Vorlesung thematisiert wird. So fehlt z.B. in allen genannten
Darstellungen eine ausführliche Diskussion der verschiedenen
Rationierungssysteme im 20. Jahrhundert.
Unterschiede
zwischen den einzelnen Darstelllungen betreffen den zeitlichen und
räumlichen Rahmen. Eine europäische Perspektive bietet allein das
Werk von Haupt, allerdings beschränkt auf Westeuropa. König
thematisiert die USA und Deutschland im Vergleich, während
Kleinschmidt die Anfänge der Konsumgesellschaft in der Frühen
Neuzeit in europäischer Perspektive schildert, dann aber die
Darstellung ohne weitere Begründung auf Deutschland beschränkt.
Zeitlich holt Kleinschmidt am weitesten aus, während sich König und
Haupt auf die Entwicklungen seit dem späten 19. Jahrhundert
konzentrieren, diese dann aber z.T. ausführlicher darstellen. König,
der von der Technikgeschichte her kommt, widmet den technischen
Entwicklungen als Voraussetzungen der Konsumgesellschaft breiteren
Raum als die beiden anderen, die stärker sozialhistorisch
ausgerichtet sind.
Ein
generelles Problem solcher Darstellungen besteht darin, dass sie sehr
stark aus dem Blickwinkel der Gegenwart geschrieben sind und vor
allem die Elemente des Konsums hervorheben, die als Vorläufer
unserer heutigen Konsumgesellschaft gelten können, wie z. B.
Warenhäuser, Werbung etc. Dagegen erhalten die historischen
Alternativen zur „westlichen“ kommerziellen Konsumkultur nur
teilweise Beachtung. Das gilt für die Rationierung wie die
Arbeiter-Konsumgenossenschaften, die sich als Gegenentwurf zur
kommerziellen Konsumkultur verstanden. Unbefriedigend sind auch die
Behandlung der Selbstversorgung sowie die Ausführungen zur Begriffs-
und Theoriegeschichte einschließlich der Geschichte der
Konsumkritik. Aber letztlich handelt es sich eben nur um
Einführungen, die gezwungen sind, Schwerpunkte zu setzen.
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