Die erste Vorlesung beinhaltete im Wesentlichen eine Einführung in die
Thematik und die Vorstellung des Vorlesungsplans. Der Plan gliedert sich
nach thematischen Komplexen, also nicht chronologisch oder
geographisch. Die Grundidee ist, dass der Übergang zum Massenkonsum nach
dem Zweiten Weltkrieg die westeuropäischen Gesellschaften in allen
Bereichen veränderte. Diesen Prozess gilt es nachzuzeichnen. Die nächste
Vorlesung wird sich mit dem Wirtschaftswachstum dieser Zeit als
Voraussetzung für die Zunahme des Konsums beschäftigen, die Vorlesungen
danach mit verschiedenen Dimensionen des Massenkonsums. Danach wird ein
Blick auf die Auswirkungen des Übergangs zum Massenkonsum in
verschiedenen gesellschaftlichen Bereichen geworfen, wie soziale
Schichtung, Geschlechterverhältnisse, Politik und Kultur. Hier der
Vorlesungsplan:
6.4..: Einführung
13.4.: Wirtschaftliche Entwicklung
20.4.: Massenkonsum I: Autos, Haushaltstechnisierung, Medien
27.4.:Massenkonsum II: Ernährung, Einzelhandel, Werbung
4.5.: Sozialstaat, Bildung, Gesundheit
11.5.: Soziale Unterschiede, Migration
18.5.:Die „neue Frau“
25.5.: Himmelfahrt
1.6.: Jugend
8.6.: Politik I: Parteien, Innenpolitik
15.6.:Politik II: Außenpolitik, Kalter Krieg
22.6. Religion und Wertewandel
29.6.: Umwelt
6.7.: Kultur
13.7.: Klausur
Massenkonsum gab es natürlich auch zu anderen Zeiten, jedenfalls nach 1970 und zumindest in Ansätzen auch schon in der Zwischenkriegszeit. Dennoch war er vor allem für die 50er und 60er Jahre prägend, da sich hier in einem historisch gesehen kurzen Zeitraum der Übergang von Entbehrung und Mangel der unmittelbaren Nachkriegszeit zu einem nie gekannten Wohlstand vollzog. Richtig ist, dass der Massenkonsum 1970 nicht aufhörte, sondern bis heute existiert. Allerdings wird er ab den 70er Jahren häufig als selbstverständlich angesehen, vor allem von den Jüngeren. Die Zeit seit 1970 lässt sich besser als Zeitalter der Globalisierung beschreiben. Der entscheidende Einschnitt war dabei nicht die Ölkrise 1973, sondern der Zusammenbruch des Bretton Woods-Systems der Weltwirtschaft zu Beginn der 70er Jahre. Auch der Anfang ist nicht ganz genau zu fixieren. Der Übergang von der Mangelwirtschaft der Nachkriegszeit zur Konsumgesellschaft geschah schleichend, nicht mit einem Schlag (auch nicht mit der Währungsreform 1948). Bis 1950 blieben einzelne Güter rationiert (in der Bundesrepublik), in Großbritannien gar bis 1954.
Grundsätzlich geht es bei dieser sozialhistorischen Periodisierung um die Frage, welcher gesellschaftliche Basistrend einer Epoche das Gepräge gab in dem Sinne, dass er für die meisten Menschen von spürbarer Bedeutung war. Sie orientiert sich an der Kategorie der "Erfahrung" nach E.P. Thompson.
Hier noch die Definitionen von Konsumgesellschaft und Massenkonsumgesellschaft nach Heinz-Gerhard Haupt:
Konsumgesellschaft: „sozialer Zusammenhang, in dem ein bestimmtes Warensortiment einer auf bestimmte soziale Schichten begrenzten Verbraucherschicht zur Verfügung steht, die Waren für die Definition ihrer gesellschaftlichen Rolle und zur individuellen Selbstdarstellung nutzen“
Massenkonsumgesellschaft: „In der Massenkonsumgesellschaft werden immer größere Mengen an Konsumgütern einem zunehmend größeren Bevölkerungsanteil zugänglich gemacht, die Distinktion durch Warenbesitz wird komplizierter und subtiler, Konsum verbindet sich mit vielen gesellschaftlichen, politischen und kulturellen Prägungen.“