Hier ist ein interessanter US-amerikanischer Artikel über die Verbindung von Fast Food und Populismus (Vox). Es geht um Andy Puzder, der Chef einer Fast Food-Kette und gleichzeitig designierter Arbeitsminister ist. Der Artikel argumentiert, dass Puzder trotz seiner eher managementfreundlichen Einstellungen zu Arbeitnehmerrechten eine populistische Wahl darstellt, da der designierte Präsident Trump damit seine kulturelle Nähe zu den Werten und Einstellungen der "kleinen" Leute in den USA demonstriert. Das verweist auf eine interessante Tatsache, die hierzulande gern übersehen wird: Fast Food ist nicht nur in Europa, sondern auch in den USAselbst sehr umstritten. Viele Intellektuelle distanzieren sich von Fast Food, mit ähnlichen Begründungen wie in Europa (Gesundheit, Arbeitnehmerrechte, Ökologie etc.). Gleichzeitig ist es nach wie vor bei vielen Amerikanern der unteren Schichten populär. Somit ist Fast Food zu einem Distinktionskriterium geworden, das von populistischen Politikern gezielt eingesetzt werden kann, um Volksnähe zu demonstrieren - wie eben von Donald Trump oder früher auch von Bill Clinton.
Warum ist das aus konsumhistorischer Perspektive interessant? Ganz einfach: Lange Zeit hat der mainstream der Sozialwissenschaften und auch der Sozialgeschichte die Meinung vertreten, die klassischen sozialen Unterschiede zwischen den Schichten würden sich abschwächen und verlören an Bedeutung. Das Beispiel Fast Food demonstriert das Gegenteil: Der kulturelle Graben zwischen den Schichten scheint eher größer geworden zu sein. Das zeigte sich nicht zuletzt in den Präsidentschaftswahlen der USA, in denen es Trump gelang, das Ressentiment der "kleinen" Leute gegen "die da oben" zu mobilisieren.