Der Deutsche Bundestag hat Ende Februar ein Gesetz verabschiedet, das die Tabakkonzerne verpflichtet, auf ihren Zigarettenverpackungen ab Mai große Schockbilder (2/3 der Verpackung) abzudrucken. Damit wird im Kampf gegen das Rauchen eine neue Eskalationsstufe erreicht. Hier sind ein paar historisch inspirierte Vorschläge für solche Schockbilder:
Freitag, 18. März 2016
Billy
Die Konsumgeschichte ist ein Feld, das zumeist wissenschaftlich gebildete Experten anspricht. Nur selten schaffen es Themen der Konsumgeschichte in die Publikumszeitschriften. Doch es gibt Ausnahmen: Vor einigen Tagen (am 7. März) meldeten alle großen Zeitungen (FAZ, Süddeutsche, Welt, Spiegel etc.), dass Gillis Lundgren gestorben ist. Der schwedische Designer galt als "Erfinder" des Billy-Regals von IKEA, das nach Konzernangaben über 41 Mio. mal verkauft wurde (das "Bücherregal des Abendlandes", so Kurt Kister in der Süddeutschen). Daneben erfährt man aus den genannten Presseberichten so interessante Details, wie z.B. dass das 1979 eingeführte Regal anfangs nur in Fichte und Eiche erhältlich war, oder dass Lundgren auch die Idee hatte, die Möbel zerlegt in flachen Paketen zu verkaufen. Insgesamt ist den Presseberichten deutlich anzumerken, dass sie auf einer Pressemitteilung des IKEA-Konzerns beruhen, wie überhaupt IKEA sehr bestrebt ist, seine Geschichte selbst zu erzählen und die Deutungshoheit zu behalten.
Nun wäre es vielleicht reizvoll, eine kritische Unternehmensgeschichte zu schreiben, die u.a. die intransparente Konzernstruktur, die Ausnutzung von Steuerschlupflöchern, die Produktion in Billiglohnländern oder die faschistische Vergangenheit des Konzerngründers Ingvar Kamprad thematisiert. Aber hier soll es mehr um eine Einordnung in die großen Trends der Konsumgeschichte gehen. Und da fällt IKEA in dieselbe Kategorie wie McDonald´s oder Aldi. Das Grundprinzip ist immer dasselbe: das Unternehmen macht Gewinn durch hohen Umsatz bei relativ niedrigen Preisen. Die niedrigen Preise erreicht man einmal durch Größenvorteile und Preisdruck auf die Lieferanten, zum anderen aber, und das ist konsumhistorisch interessant, durch die Abwälzung eines Teils der Arbeit auf die Konsumenten. Ebenso wie die Montage von Möbeln war auch der Service im Restaurant schwer zu rationalisieren, die klassische Massenproduktion stieß hier an Grenzen. Daher die Idee, den Teil der Arbeit, der sich nicht standardisieren und rationalisieren ließ, auf den Kunden zu verlagern: Transport und Zusammenbau der Möbel bei IKEA, das Essenholen und Abräumen der Tische bei McDonald´s, das Auspacken und die Präsentation der Waren beim Discounter (wo sie in der Regel in den von Großhandel gelieferten Kartons aufgestellt werden).
Diese Strategie, die George Ritzer als "McDonaldisierung" bezeichnete, hat einige Jahrzehnte gut funktioniert. Sie hat zwar ältere Wurzeln, aber die Expansion der genannten Unternehmen setzte erst nach dem Zweiten Weltkrieg und vor allem seit den 70er Jahren ein. Mittlerweile gibt es aber Anzeichen, dass sich das Geschäftsmodell etwas erschöpft hat. McDonald´s hat selbst in den USA Probleme. Vergangenes Jahr fragte die BBC, ob die Liebesaffäre der Amerikaner mit der Fast-Food-Kette zu Ende gehe. Die Discounter müssen gleichfalls kämpfen, zum Teil mit Hypermärkten, die eine größere Auswahl bieten, zum Teil mit Handelsmarken in regulären Supermärkten. Und IKEA? Das Unternehmen expandiert zwar weiter, sieht sich aber gleichzeitig neuer Konkurrenz durch den online-Handel gegenüber. Es bleibt abzuwarten, ob die "McDonaldisierung" sich fortsetzt, oder an den gestiegenen Erwartungen der Konsumenten scheitert.
Nun wäre es vielleicht reizvoll, eine kritische Unternehmensgeschichte zu schreiben, die u.a. die intransparente Konzernstruktur, die Ausnutzung von Steuerschlupflöchern, die Produktion in Billiglohnländern oder die faschistische Vergangenheit des Konzerngründers Ingvar Kamprad thematisiert. Aber hier soll es mehr um eine Einordnung in die großen Trends der Konsumgeschichte gehen. Und da fällt IKEA in dieselbe Kategorie wie McDonald´s oder Aldi. Das Grundprinzip ist immer dasselbe: das Unternehmen macht Gewinn durch hohen Umsatz bei relativ niedrigen Preisen. Die niedrigen Preise erreicht man einmal durch Größenvorteile und Preisdruck auf die Lieferanten, zum anderen aber, und das ist konsumhistorisch interessant, durch die Abwälzung eines Teils der Arbeit auf die Konsumenten. Ebenso wie die Montage von Möbeln war auch der Service im Restaurant schwer zu rationalisieren, die klassische Massenproduktion stieß hier an Grenzen. Daher die Idee, den Teil der Arbeit, der sich nicht standardisieren und rationalisieren ließ, auf den Kunden zu verlagern: Transport und Zusammenbau der Möbel bei IKEA, das Essenholen und Abräumen der Tische bei McDonald´s, das Auspacken und die Präsentation der Waren beim Discounter (wo sie in der Regel in den von Großhandel gelieferten Kartons aufgestellt werden).
Diese Strategie, die George Ritzer als "McDonaldisierung" bezeichnete, hat einige Jahrzehnte gut funktioniert. Sie hat zwar ältere Wurzeln, aber die Expansion der genannten Unternehmen setzte erst nach dem Zweiten Weltkrieg und vor allem seit den 70er Jahren ein. Mittlerweile gibt es aber Anzeichen, dass sich das Geschäftsmodell etwas erschöpft hat. McDonald´s hat selbst in den USA Probleme. Vergangenes Jahr fragte die BBC, ob die Liebesaffäre der Amerikaner mit der Fast-Food-Kette zu Ende gehe. Die Discounter müssen gleichfalls kämpfen, zum Teil mit Hypermärkten, die eine größere Auswahl bieten, zum Teil mit Handelsmarken in regulären Supermärkten. Und IKEA? Das Unternehmen expandiert zwar weiter, sieht sich aber gleichzeitig neuer Konkurrenz durch den online-Handel gegenüber. Es bleibt abzuwarten, ob die "McDonaldisierung" sich fortsetzt, oder an den gestiegenen Erwartungen der Konsumenten scheitert.
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